“And although each year orchestra members leave and new ones arrive, Wozniak manages to keep a high level, because he constantly trusts them …. The young musicians are in top form, the students follow Wozniak’s conducting closely and precisely.”

22.12.2015 02:10 Elfi Braschel Suedkurier 12.2016
Friedrichshafen Prächtiger Solisten- und Orchesterglanz
JUBLADEC15
Großartiges Adventskonzert mit dem Symphonischen Jugendblasorchester Friedrichshafen im GZH

Von den Klarinetten weich getragen, schwebt der Cantus firmus friedvoll durch den Saal, bevor sich die einzelnen Register nach und nach dazugesellen und sich einnehmender feierlicher Klang ausbreitet, besiegelt von majestätischen Trompeten- und Tubastößen, Becken- und Paukenschlägen. Mit „Mentis“ – einer zarten, innigen Adventsfantasie von Thiemo Kraas – hat das Symphonische Jugendblasorchester Friedrichshafen (Jubla) vorgestern sein traditionelles Adventskonzert eröffnet und zur Einstimmung erst einmal Ruhe und Besinnlichkeit geschenkt.

Doch hat es auch viel festliche Musik zu bieten, denn schließlich steht am vierten Advent Weihnachten vor der Tür. Unter dem Titel „Junge Solisten“ gibt Orchesterleiter Alain Wozniak besonders talentierten Musikern die Chance, ihr Können einem breiten Publikum vorzustellen. Souverän und charmant führen die Orchestermitglieder Jelena Grabovac und Viola Sauter durchs vielfältige, anspruchsvolle Programm. Auch diesmal wieder fällt man ob der musikalischen Reife der talentierten Jugendlichen von einer Bewunderung in die andere. Und obwohl jedes Jahr Orchestermitglieder ausscheiden und neue hinzukommen, gelingt es Wozniak, das hohe Niveau zu halten, weil er sie unentwegt fordert und ihnen viel zutraut und weil er weiß, was er aus ihnen herausholen kann. Die jungen Musiker sind in Hochform, die Einsätze kommen präzise und geschlossen, großartig ziehen sie mit Wozniaks Dirigat mit.

Mit dem „Concertino für Fagott“ tritt Julius Reger, Lehrer an der Musikschule und einer der vier Aushilfen im Orchester, ins Rampenlicht, mit einem Werk, das viele Wendungen bietet. Getragene sphärische Querflöten-Klänge und leise dumpfe Paukenschläge führen in die Kontemplation. Mysteriös ausgeleuchtet ist Julius Regers kultiviertes Spiel, bevor es sich, gemeinsam mit dem Orchester, zu einem aufstrebenden Strahlen öffnet. Technisch virtuos wechselt Reger in ein flottes Tempo im hüpfenden Stil im quirligen Tutti-Treiben und begeistert mit rasanten Läufen und präzisen Intervallsprüngen. Melanie Geigges (Flöte) und Quentin Föhr (Oboe) ergänzen sich großartig im Concertante für Flöte und Oboe von Ignaz Moscheles. Sehr sicher und gut aufeinander eingestimmt schwingt sich ihr Duett über den Orchesterklang. Ein in sich ruhendes, getragenes Spiel wechselt zu einem leichtfüßig genommenen, heiteren und beschwingten Motiv. Im schelmischen „Viktor’s Tale“ ist Christian Brendle an der Klarinette der Starsolist. Mühelos und geschmeidig kommen seine hüpfenden und sprudelnden Läufe im vorwärts tapsenden Orchester, das sich mit fortschreitendem Transponieren immer weiter in die Höhe schraubt, an Volumen gewinnt und schließlich einen immer umtriebigeren Tanz vollführt. Von seinen „Tanzpartnern“ plötzlich allein gelassen, irrt Brendles Klarinette suchend umher und wird vom plötzlich wieder einfallenden Orchester mit fortgerissen in den Schluss.

Wie hoch ihre musikalische Bandbreite ist, zeigen die Jugendlichen in den Bulgarischen Tänzen op. 35 von Franco Cesarini – einer Rhapsodie, bestehend aus mehreren Volksliedern mit orientalisch anmutenden Klängen und einzigartigen charakteristischen Dissonanzen, mit denen sie jetzt richtig auftrumpfen können, derart glänzend und feurig, dass Wozniak beim Dirigieren so euphorisch und temperamentvoll gestikuliert, dass er beinahe abhebt.

Scheinbar mühelos gelingen dem Jubla auch die schwierig zu nehmenden Rhythmen. Mal lotet es einzelne Passagen fein und geschmeidig aus, mal besticht es durch fetzende Klangwucht oder wirbelartigem Tanzrhythmus, der die Röcke nur so fliegen ließe. Gegen Ende kommt das Orchester immer mehr in Fahrt und explodiert im bombastischen Schluss.

Doch keine Zeit zum Atemholen: Jetzt macht einen Vinh Mach im Warschauer Konzert von Richard Addinsell sprachlos, mit technischer Brillanz, fein ausgeleuchteten Nuancen und Vitalität in den präzise auf- und abrauschenden Klangkaskaden im furiosen Spiel des Orchesters. Als Thorben Knittel in „Scaramouche“ mit dem Altsaxophon loslegt, wird sofort klar, warum Wozniak ihn den Maestro am Saxofon nennt, die Moderatorinnen ihm einen kleinen roten Teppich ausrollen und als Stargast begrüßen. Wahrlich meisterhaft, spritzig und mit viel Nonchalance rückt er mit geschmeidig sprudelnder Fingerfertigkeit oder hingebungsvoll ausgekosteten Klängen den galanten Marquis ins Bild. Nicht nur von ihm wird man noch hören. Das war mal wieder ganz großes Kino, das die begeisterten Besucher am Schluss nicht ohne ein friedvolles „Stille Nacht…“ nach Hause entlässt.